Der Gasbrenner faucht seine zwei Flammen in die gelbe, gigantische 4.500 Quadratmeter Nylonhülle. Wie von einer unsichtbaren Hand emporgehoben, steigen wir langsam in die Lüfte. Während die Erde unter uns immer mehr einer Miniaturlandschaft gleicht, lassen die ersten Sonnenstrahlen des Tages die Bergwelt um uns herum zum Leben erwachen. Die weißen Gipfel werden in gleißendes Licht getaucht, die von Puderzucker überzogenen Tannwälder glitzern und eine surreale Welt über den Tiroler Alpen eröffnet sich unseren Augen. Ich lehne mich über die Brüstung, blicke in die Tiefe und atme die frische, kühle Bergluft ein. Lautlos gleiten wir in 8.000 Fuß mit 40 Kilometer in der Stunde durch die Tiroler Alpen. Wie war das noch gleich mit der Höhenangst…
Ballonfahrer sind Frühaufsteher
Innsbruck. 6 Uhr. Ich bin etwas müde. Die klirrende Kälte hält die Stadt noch im Tiefschlaf. Während die Dunkelheit die Alpenregion noch versteckt hält, treffe ich mich mit den zwei gutgelaunten Piloten Andy und Gunti von Alpine Ballooning auf einem Parkplatz. „Warum müssen wir so früh raus“, frage ich Andy scherzhaft? „Zu dieser Zeit gibt es keine Thermik, und die ist gefährlich fürs Ballonfahren“ antwortet er mir mit der professionellen Sicherheit eines Piloten. Die Müdigkeit zerstreut sich schnell nach dem ersten Kennenlernen und wir sind bald unterwegs um einen geeigneten Startplatz zu finden. Eine tolle sechsköpfige Truppe hat sich im Minivan mit Ballonanhänger versammelt und ich lerne sogar die Pächter der Pfeishütte im Karwendelgebirge kennen, die Ihre Hütte einmal von oben betrachten wollen.
Der Start- und Landeplatz hängen von den Windverhältnissen ab
Nach kurzer Suche eines Startplatzes beginnen wir mit den Vorbereitungen. Alle packen mit an, den Korb vom Anhänger zu hieven und den Nylonballon auszulegen. Andi und Siggi haben die Tage zuvor schon genau die Windverhältnisse beobachtet, um die Fahrt vorzubereiten. Ein Heißluftballon lässt sich nämlich nicht steuern, sondern driftet alleine mit dem Wind. Diesbezüglich ist das Fingerspitzengefühl des Piloten von größter Bedeutung. Nur er kennt die unterschiedlichen Winde in den verschiedenen Höhen und kann so die Fahrtroute beeinflussen.
Nachdem der Ballon ausgelegt ist, wird er langsam mit Luft gefüllt und richtet sich Stück für Stück zu seiner gewaltigen Größe auf. Kurze Zeit später heißt es einsteigen. Es geht los. Während Andy sich per Funk an den Tower des Innsbrucker Flughafen wendet, erhebt sich der Ballon langsam und ruhig und entschwindet gen Himmel. Ich bin fasziniert und frage mich, warum es denn nicht windet, in diesen Höhen? „Da wir uns mit dem Wind treiben lassen, spüren wir diesen nicht“ hilft mir Andy weiter. Umso besser, frieren sollte ich also nicht mehr als am Boden.
Hoch über den Wolken in den Tiroler Alpen
Nachdem mit widererwartend meine Höhenangst keinerlei Probleme bereit (das als Randnotiz für alle, die sich eventuell nicht zu größeren Höhen hingezogen fühlen), genieße ich die Fahrt in allen Zügen. Und ja, ein Ballon fliegt nicht, sondern er fährt! Die Perspektive ist atemberaubend. Der Ballon steuert ruhig über die Alpengipfel und ich weiß nicht wo ich als erstes hinschauen soll, um dieses fantastische Panorama mit meinen Augen aufzusaugen. Aber genießt doch einfach selbst…
Die Landung naht
Zwei Stunden unvergesslicher Eindrücke liegen bereits hinter uns, als wir zu sinken beginnen und einen geeigneten Landeplatz suchen. Die landschaftlichen Umrisse zeichnen sich immer deutlicher ab und der Wind treibt uns in Richtung einer grünen Wiese. „Alles bereitmachen“ verkündet Andy und wir ergreifen die im Korb verankerten Halterungen, um uns bei eventuellen Turbulenzen festzuhalten. Unser Pilot erweist sich als ausgesprochener Profi, während wir eine butterweiche Landung hinlegen. Kurz darauf erreicht Gunti mit dem Van die Landezone und wir packen gemeinsam an, um den Ballon wieder transportfähig zu machen. Ich bin immer noch euphorisiert.
Die Ballonfahrertaufe
Graf Patrick, weit gereister sich eine Auszeit nehmender Irishman on tour hoch über den Alpen von Scharnitz von und zu Natters. Genau so darf ich mich ab sofort nennen! Jeder Ballonfahrer wird nach der Fahrt getauft. Ein Spritzer Sekt und ein paar meiner roten Haare müssen auch dran glauben. Jetzt bin ich hochoffiziell Ballonfahrer. Ein erhabenes Gefühl.
Lust auf ein Ballonfahrtabenteuer in den Alpen?
Ballonfahren ist Vertrauenssache. Hoch über den Wolken legt man sein Wohl in die Hände des Ballonpiloten. Daher kann ich eine Fahrt mit Andy und Gunti uneingeschränkt empfehlen. In den tollen Gesprächen nach der Ballonfahrt hat sich der weltoffene und professionelle Eindruck der erfahrenen Piloten weiter bestärkt. Falls Ihr also Lust auf eine Heißluftballonfahrt rund um Innsbruck habt dann schaut doch einfach auf der Webseite von Alpine Ballooning vorbei, oder auf der Facebookpräsenz.
Fazit
Eine atemberaubende Ballonfahrt liegt hinter mir. Ein Abenteuer, dass ich nie wieder vergessen werde. Die Heiluftballonfahrt hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Es wird bestimmt nicht meine letzte Fahrt in den Lüften gewesen sein. Danke Andy und Gunti. Glück ab – gut Land!
4 Kommentare
Oh mein Gott da krieg ich direkt wieder Höhenangst. Ich würde die Krise kriegen da oben 😀
Ist alles halb so wild. Sobald du oben bist und es geniesst legt sich die Aufregung. Ich spreche das aus Erfahrung 🙂
Hey Patrick,
Sehr interessante und coole Sache das mit dem Ballonfahren! Da hätte ich auch tierisch Lust mal drauf! Und wirklich tolle Fotos die du da geschossen hast. Was für eine Kamera benutzt Du denn?
LG Alex
Hello Alex,
das freut mich sehr und ich kann nur sagen: Auf geht´s! Ich benutze für meine Aufnahmen die Panasonic FZ 150 und bin sehr zufrieden, insbesondere mit der Bildqualität und wegen des leichten Gewichts. Weitere Ausrüstungsgegenstände für meine Reisen findest du übrigens hier: http://anirishmanontour.com/ausruestung-die-du-fuer-deine-reise-bestens-gebrauchen-kannst/
Ich bin gespannt, wann du von deiner ersten Ballonfahrt berichtest.
Liebe Grüße
Patrick